Black Beauty, der geschenkte Gaul

Imagefilme für Städte sind ja ohnehin ein Genre aus der Hölle. Ein solcher Film zu Leipzig, mit RB? Zugegeben: Wir hatten unsere Vorurteile. Nach dem Ansehen blieben allerdings nur noch Fragen. Vor allem diese: Was soll das sein?

Der Film steigt ein mit dem Völkerschlachtdenkmal, das Darth Vader-mäßig abgefilmt wird, damit man gleich mal weiß, wo in Leipzig der Hammer hängt. Nachts natürlich. Denn der ganze Film spielt in der Finsternis. Über den internen Arbeitstitel bei den „Medienprofis aus der Salzburger Red-Bull-Zentrale“ (LVZ-online) kann man nur spekulieren, aber auf „Willkommen in Dunkeldeutschland“ würden wir einiges setzen.

Black is the new Red

Dann folgen ein paar lässig verwackelte Bilder mit ausschnitthaften RB-Spielern, wobei im ganzen Film eigentlich nur Poulsen wirklich erkennbar wird. Verständlich, man weiß ja nie, wer nächste Woche in Ungnade fällt. Dazwischen immer wieder sturztrunkene Kameraschwenks in der Innenstadt, vom mdr-Hochhaus Uniriesen und solche Sachen, was man halt in einer Stunde Drehzeit machen kann. Nachts, versteht sich.

Jetzt Bilder aus dem Stadion, Ekstase pur. Vorher noch eine Szene am Ticketschalter, damit keiner denkt, hier gäbe es was umsonst; die Plüsch-Kuh darf sich auch nochmal zeigen und vorfreudig in die Hufe klatschen. Derweil rasten die Leute im augenscheinlich randvollen Leipziger Hexenkessel aus, Poulsen köpft ein Tor. Nun aber schnell wieder zurück zu den Lieblingsbildern von Lord Voldemort des Kameramanns: Dunkelheit, Lichter der Großstadt, ganz großes Kino.

Am Ende die Auflösung, welche Kulisse hier präsentiert wurde: „Leipzig, Heimat der Roten Bullen“. Unverständlich, warum bei dem ganzen mordormäßigen Aufzug auf das historische Gründungsjahr 2009 verzichtet wurde, aber Understatement zeichnet ja den ganzen Beitrag aus. AHU! Im übrigen auch die ‚Musik’, die am Anfang ein bisschen auf Hans Zimmer für Arme macht, sich dann aber richtig was traut und herrlich fröhlich auf den Trompeten-Button haut und lässiges Fingerschnippen imitiert. Die Fankultur lebt!

Die gute Nachricht: Das Ganze dauert nur eine Minute. Die schlechte Nachricht: Das werden Menschen sehen. Und zwar sehen müssen. Der Spot läuft in den Kinos jener Städte, die noch zum Spiel nach Leipzig kommen. Saucleveres Ding natürlich, der Auswärtsblock wird kaum ausreichen, um die Massen zu beherbergen, die mit Tageslicht ihre Probleme haben und nun endlich wissen, wo sie dauerhaft unterkommen können.

Spendierhose machts möglich

Aber hat man nicht „Angst vor einem Eigentor wegen anhaltender Fanproteste“, imitiert die LVZ eine nachdenkliche Frage, so wie der onkelige Physiklehrer seiner Lieblingsschülerin am Ende der Prüfung noch eine extra leichte Aufgabe stellt. Der Leipziger Tourismus-Chef hat aber natürlich seine Hausaufgaben gemacht: „Im Kino ist ein anderes Publikum, dort hoffen wir auf sportbegeisterte Menschen und nicht auf Ultras“. Würg! Das leuchtet unmittelbar ein, Sport lässt sich im Kino natürlich am besten treiben. Und Bremer war mit RB schon in Lotte, ist also praktisch selbst Ultra, und ins Kino geht er ja nie.

Wer einen solchen Schund herstellt, den könnte nicht einmal Saul Goodman vor richtig massiven Schadensersatzforderungen bewahren. Aber zurückzahlen müssen die Salzburger Burschis nichts: Der Film noir ist natürlich „spendiert“. Die Kosten für die Ausstrahlung in den Kinos übernimmt dagegen vermutlich die Stadt, aber solche Querfinanzierung von Brausewerbung interessiert die LVZ angesichts der prallen Spendierhosen des Onkels aus Fuschl naturgemäß nicht.

Nürnberg, Darmstadt, Sandhausen und Fürth dürfen sich also auf hollywoodeske Filmkunst freuen – wenn es in Sandhausen überhaupt ein Kino gibt. Wir dagegen lassen alle Hoffnung fahren und blicken ins Dunkle. Und stellen uns vor, der LVZ-Abschlusssatz „Das Projekt läuft zunächst bis Saisonende“ hätte sich nicht nur auf den Film bezogen.

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